Augenringe, Falten und Haarausfall

Schon vor einigen Jahren hat die Kosmetik-Industrie den Mann als neues Kundenspektrum für sich entdeckt: Inzwischen gibt es fast so viele Pflegeprodukte für den Mann wie für Frauen. Doch was sind Werbeversprechen (ich würde ehrlicher von Werbelügen sprechen) und was sind echte Wirkstoffe, die etwas verändern können?

Ich habe mich ein wenig auf die Suche gemacht und will meine „Erkenntnisse“ hier kurz vorstellen. Es versteht sich von selbst dass meine Tipps und Hinweise keine medizinische Beratung darstellen und lediglich meine persönliche Meinung widerspiegeln.

1 – Haarausfall

Erblich bedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) ist mit 60% die weitaus häufigste Form von Haarausfall und betrifft vor allem Männer: Bei den Betroffenen weisen die Haarwurzeln eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen) auf, darunter vor allem gegenüber Dihydrosteron (DHT). Das ist die wirksamere Variante von Testosteron. Bei den betroffenen Männern wird die Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare immer kürzer, und die Follikel schrumpfen zunehmend. Sie produzieren schließlich nur noch kurze, dünne, kaum sichtbare Wollhaare (Vellushaare). Diese können bestehen bleiben oder schließlich auch noch ausfallen, ohne dass neue Haare nachgebildet werden.

Andere Gründe für Haarausfall, wie z.B. Krankheit, Medikamente oder mechanische Belastung sollen hier nicht betrachtet werden.

„Was hilft nun gegen Haarausfall?“

Der Handel bietet zahlreiche frei verkäufliche Produkte gegen Haarausfall an. So gibt es zum Beispiel Koffein-Shampoo gegen Haarausfall, Klettenwurzel- und Sägepalmenextrakt, Produkte mit Vitamin H, Hirseextrakt oder Taurin. Sie versprechen etwa, das Haarwachstum anzuregen und die Haare zu erhalten, indem sie die Kopfhaut und die Durchblutung stimulieren. Bei den meisten dieser Mittel steht der Beweis für die Wirksamkeit aber noch aus.

Ähnliches gilt für Haarwässer mit Alfatradiol (17-α-Estradiol). Der Wirkstoff kann ähnlich wie Finasterid das Enzym 5α-Reduktase und damit die Bildung von hoch wirksamem Dihydrotestosteron (DHT) hemmen. Deshalb wird es Männern mit erblich bedingtem Haarausfall empfohlen. Die Wirksamkeit ist aber nicht wissenschaftlich eindeutig belegt, immerhin könnte es aber eine theoretische Wirksamkeit geben.

Oftmals werden auch Präparate mit Zink gegen Haarausfall eingenommen. Sie führen allerdings nur selten zum Erfolg, haben aber zumindest keine Nebenwirkungen. Oft wird auch Biotin bei Haarausfall empfohlen, besonders auch bei Kreisrundem Haarausfall, der oft von Nagelveränderungen begleitet wird. Denn Biotin ist (ebenso wie Zink) allgemein für gesunde Haare und Nägel wichtig. Die Wirksamkeit von Biotin gegen Haarausfall ist allerdings umstritten.

Um es kurz zu machen: Es gibt kein frei verkäufliches Mittel, welches nachweislich gegen Haarausfall hilft. Ich könnte hier schon aufhören, jedoch will ich noch auf zwei rezeptpflichtige Mittel hinweisen, die nachweislich helfen, wenngleich sie allerdings auch Nebenwirkungen haben..

Finasterid

Finasterid wurde ursprünglich nur bei gutartiger Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) verschrieben. Als Mediziner entdeckten, dass sich bei einigen Patienten unter Finasterid der Haarwuchs verbesserte, entwickelten Unternehmen eigene Präparate gegen erblich bedingten Haarausfall (Alopecia androgenetica).

Finasterid ist ein sogenannter 5α-Reduktase-Hemmer, das heißt: Er blockiert das Enzym 5α-Reduktase, das normalerweise das männliche Sexualhormon Testosteron in seine aktive Form Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. Bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf DHT. Deshalb kann Finasterid bei den Betroffenen das Fortschreiten des Haarverlusts stoppen. Manchmal verdichten sich die Kopfhaare auch wieder. Die Wirkung zeigt sich allerdings meist erst nach drei bis sechs Monaten. Wird das Medikament abgesetzt, fallen die Haare erneut aus.

Der Wirkstoff ist rezeptpflichtig und wird in Form von Tabletten (1 mg) eingenommen. Höher dosierte Tabletten (5 mg) sind nur zur Behandlung von gutartiger Prostatavergrößerung zugelassen.

Nebenwirkungen: Finasterid kann unter anderem die sexuelle Lust (Libido) und das sexuelle Reaktionsvermögen beeinträchtigen. Manche Männer berichten auch von einer Berührungsempfindlichkeit und/oder einem Spannungsschmerz der Brust.

Minoxidil

Minoxidil war wie Finasterid ursprünglich zur Behandlung einer ganz anderen Erkrankung gedacht – Bluthochdruck. Auch hierbei wurde als Nebenwirkung ein verstärkter Haarwuchs beobachtet. Daraufhin entwickelten Forscher eine Minoxidil-haltige Haartinktur, die zur äußerlichen Anwendung bei erblich bedingtem Haarausfall zugelassen ist.

Der genaue Wirkmechanismus von Minoxidil ist unbekannt, könnte aber unter anderem in einer gesteigerten Durchblutung der Kopfhaut bestehen. Die wirkstoffhaltige Haartinktur ist rezeptfrei erhältlich – für Männer gibt es eine 5-prozentige Lösung.

Nebenwirkungen: Die Haartinktur kann lokale Hautreaktionen wie Juckreiz, Rötung und Entzündung der Haut verursachen. Manchmal verstärkt sich der Haarwuchs im Gesicht. Selten kommt es zu Veränderungen des Blutdrucks. Dennoch sollten Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Nebenwirkungen wie beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Gewichtszunahme achten: Falls die Kopfhautbarriere nicht intakt ist (z.B. kleine Risse), kann der Wirkstoff in den Blutkreislauf geraten und eventuell solche unerwünschten Effekte hervorrufen.

2 – Augenringe

Medizinisch gesehen gibt es keine eindeutige Erklärung dafür, weshalb manche Menschen zu Augenringen neigen und andere nicht. Die Haut unter den Augen ist die dünnste Haut am ganzen Körper, da die Haut mit dem Älterwerden generell dünner wird, scheinen besonders unterhalb der Augen Blutgefäße stärker durch. UV-Strahlung und Rauchen kann die Hautalterung zusätzlich verstärken.

Häufig handelt es sich bei Augenringen um kein medizinisches Problem. Wer trotzdem etwas gegen die Schatten tun möchte, kann auf einen gesunden Lebensstil setzen: Nikotinverzicht, nur wenig Alkohol, regelmäßige körperliche Bewegung und Schlafen in einem gut belüfteten Zimmer, eventuell mit erhöhtem Oberkörper, gehören zu den empfohlenen Maßnahmen. So lässt sich die Durchblutung in Schwung bringen. Der Körper sollte genügend erholsamen Schlaf bekommen. Ein Rauchstopp trägt dazu bei, die Hautstruktur zu verbessern. Ausreichend trinken ist wichtig, damit die Haut nicht austrocknet. Wer beispielsweise eine Herz- oder Nierenschwäche hat, klärt die Menge aber vorab mit der Ärztin oder dem Arzt ab.

Eine rückfettende Augencreme mit ausreichend Feuchtigkeit pflegt und schützt die zarte Haut an den Augen. Hier sollte man auf Naturkosmetika setzen.

Viel mehr kann man nicht machen.

3 – Falten

Auch bei optimaler Lebensführung bekommt sie der Mann: die Falten im Gesicht. Dann stellt sich die Frage: Was tun gegen Falten? Fakt ist, dass die zahlreichen am Markt erhältlichen Anti Falten-Cremes keine sichtbare Wirkung erzielen, wie ein Test der Stiftung Warentest aus dem Jahr 2015 belegt. Das Geld für die teils kostspieligen Produkte kann man sich also getrost sparen.

Um Falten lindern zu können, müssen die Wirkstoffe erst mal in ausreichender Menge in der Creme vorhanden sein und außerdem in die Haut eindringen. Daran hapert es oft schon. Eine gute Creme soll laut Stiftung Warentest die Haut wenigstens mit Feuchtigkeit versorgen.

Wer also nicht Botox oder Hyaluronsäure unter die Haut spritzen will, der kann nur auf einen gesunden Lebensstil achten (kein Rauchen, kein Alkohol, wenig UV-Licht, ausreichend schlafen, gesund ernähren) oder eben die Falten mit Stolz tragen.

4 – Unreine Haut

Pickel und Mitesser haben manche auch noch im Erwachsenenalter. Die Zahlen belegen, dass Spätakne, von Dermatologen Akne Tarda genannt, kein seltenes Problem ist, sondern viele betrifft. Als Gründe nimmt man an, dass ein veränderter Hormonhaushalt, Ernährung, ungesunde Lebensführung (Rauchen, Alkohol), falsche Hautpflege und auch Stress eine wichtige Rolle dabei spielen.

Akne ist eine Erkrankung der Haut, bei der sich zu viel Talg und Hornmaterial bildet. Dieses Gemisch sammelt sich in den Poren, und es entstehen Mitesser: Offene Komedonen sind schwärzlich, geschlossene weißlich. Bakterien, vor allem das Aknebakterium Propionibacterium acnes, vermehren sich. Die Poren wiederum reagieren mit Entzündungen, rötliche Schwellungen, Pusteln und Knötchen. Diese können sich weiter entzünden. Die Hautpartien nässen und es bricht Eiter aus.

Das Wichtigste bei Akne: Nicht kratzen und die Pickel nicht ausdrücken! Das macht alles noch schlimmer. Die Haut ist ohnehin gereizt – was sie jetzt braucht, ist Pflege und die richtige Behandlung.

Um die Unreinheiten richtig zu verarzten, müssen im ersten Schritt die Auslöser herausgefunden werden. Bei starker Akne kann mit Hormonpräparaten gegengesteuert werden. Bei Allergien hilft es meist, auf die kritischen Stoffe zu verzichten. Sind Medikamente der Auslöser, kann vielleicht ein anderes Präparat helfen.

Neben diesen Faktoren ist die richtige Hautpflege das A und O im Kampf gegen Pickel. Das Ziel ist, die Talgproduktion zu reduzieren, die Poren zu öffnen und die Bakterien einzudämmen. Hierfür haben Hautärzte eine Reihe spezieller Reinigungsprodukte, Gesichtswasser und Lotionen zur Hand. Der Arzt unterscheidet, ob sich die Mittel eher gegen die Entzündungen, die verstopften Talgdrüsen oder die starke Entwicklung von Talg richten sollen. Hilfreich ist oft Benzoylperoxid, das sich gegen die Bakterien richtet. Manchmal werden auch Antibiotika verschrieben. Retinoide reduzieren die Mitesser, Azelainsäure wirkt antibakteriell und entzündungshemmend, zudem hilft sie gegen die Verhornung der Talgdrüsen. Alpha-Hydroxysäuren wiederum öffnen die Poren.

Wohltuend für die Haut sind zudem Masken mit Zink, Kieselerde oder medizinischer Hefe, da sie das Wachstum verschiedener Keime hemmen.

Nun muss nicht immer ein Arzt schwere Geschütze gegen sie auffahren. Eine leichte bis mittelschwere Akne kann jeder selbst behandeln. Es gibt durchaus frei verkäufliche Mittel, die helfen können, das Übel zu lindern. Im besten Fall verhindern sie, dass sich neue Pickel und Mitesser bilden.

Frei verkäufliche geeignete Wirkstoffe:

Als Einzelsubstanz hat sich nur ein Wirkstoff als „geeignet“ zur Behandlung von Akne erwiesen, und zwar Benzoylperoxid. Es trocknet fettige Haut aus, trägt oberflächliche Hautschüppchen ab und wirkt Entzündungen entgegen, indem es entsprechende Keime zerstört. Präparate mit Benzoylperoxid sind in unterschiedlich starker Konzentration und in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Da es die Haut reizt, sollte das höchst dosierte Mittel mit zehn Prozent des Wirkstoffs nur bei schwerer Akne eingesetzt werden und auch nur, wenn der Arzt es anordnet. Schwächer dosierte Mittel mit drei und fünf Prozent eignen sich für leichte bis mittelschwere Akne.

In der Regel wird Benzoylperoxid in Form von Cremes, Gelen oder Salben ein- bis zweimal täglich auf die betroffenen Hautpartien aufgetragen. Die Anwendungsdauer variiert individuell zwischen einigen Wochen bis Monaten. Je nach Verträglichkeit und Wirksamkeit kann die Konzentration an Wirkstoff in den Salben angepasst werden. Benzoylperoxid macht die Haut empfindlicher für UV-Licht. Sie sollten daher keine Sonnenbäder nehmen und auch kein Solarium besuchen.

Ein Beispiel für eine Produkt mit Benzoylperoxid ist AKNEFUG oxid Wash Supsension.

Ebenfalls geeignet sind Präparate mit Antiseptika (Desinfektionsmittel).

FAZIT

Wie erwartet verspricht die Kosmetik-Werbung viel, doch die Wirkung ist – sagen wir mal – zumindest umstritten. Entweder ist gar nicht genügend Wirkstoff vorhanden oder kann nicht genügend in die Haut eindringen, oder es ist von vornherein fraglich wie die Substanz überhaupt wirken soll. Daher sollte man nicht zu viel den Modetrends hinterher rennen. Eine sanfte, feuchtigkeitsspendende Nachtcreme und die ansonsten übliche Körperpflege reicht in der Regel aus. Bei außergewöhnlichen Problemen, wie starkem Haarausfall oder Altersakne, sollte man sich ohnehin von seinem Dermatologen beraten lassen.