Männergürtel

Ich muss zugeben, lange Zeit war ein Gürtel für mich lediglich ein funktionelles Bekleidungsstück, welches eben die Hose fest hält. Ja, man kann ihn farblich zu Hose und Schuhen abstimmen, aber im Grunde habe ich mir über Gürtel keine großen Gedanken gemacht. Bis zu dem Tag, als sich ein Gürtel plötzlich in der Mitte auflöste und in zwei Lederhälften zerfiel. Angeregt durch dieses Missgeschick beschäftigte ich mich mehr mit diesem Kleidungsstück und musste feststellen, dass es hier durchaus beachtliche Unterschiede geben kann, über die man zumindest informiert sein sollte, wenn man sich demnächst einen neuen Gürtel zulegt.

Eine kurze Geschichte des Gürtels

Die Geschichte des Gürtels reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Es gibt Steinmenhire (Steinskulpturen) auf denen Gürtel abgebildet sind. Nicht nur aus Leder, sondern auch aus Metallketten wurden in der Bronzezeit und Antike Gürtel gefertigt. Wenn er nicht einfach nur verknotet wurde, bildenten Gürtelhaken den Verschluss, die Gürtelschnalle, so wie wir sie heute kennen, ist wohl eine Neuerung aus römischer Zeit.

Im Mittelalter war der Gürtel ein Symbol für Kraft, Herrschaft und eheliche Treue. Megingiard war in der nordischen Mythologie der Gürtel des Gottes Thor. Er verlieh ihm unerschöpfliche Kraft. Er hielt nicht nur die Hose an ihrem Platz, sondern diente auch zur Aufnahme von Waffen, z.B. dem Schwert und ggf. Beuteln für verschiedene Zwecke (Geldbeutel, Utensilienbeutel). Gerade im Adel gab es „Prunkgürtel“ gefertigt mit edlen Stoffen, Edelsteinen und Edelmetallen. Im Mittelalter waren auch bestimmte Gürtelfarben bestimmten Volksgruppen zugeordnet.

Im 17. und 18. Jahrhundert verlor der Gürtel an Bedeutung, da sich die Mode geändert hatte. Erst um 1900 wurde der Gürtel wieder populärer für Männer und Frauen. Heute ist der Gürtel sowohl schmuck, als auch nützlicher Bestandteil der Kleidung.

Die Regel wann man einen Gürtel tragen sollte ist einfach: Wann immer eine Hose Gürtelschlaufen hat, sollte ein Gürtel getragen werden. Andernfalls sieht es so aus, als ob man(n) etwas vergessen hat. Das gilt vor allem bei formeller Kleidung. Eine schicke Alternative zu Gürteln sind Hosenträger, die allerdings nie zusammen mit Gürteln getragen werden sollten.

Gürtel verfügen in der Regel über 5 Löcher. Dadurch kann man kleinere Veränderungen des Körpers kompensieren und Hosen mit verschiedenen Materialdicken – vor allem, wenn man das Hemd in die Hose steckt – anziehen. Idealerweise passt der Gürtel im „Normalzustand“ so, dass der Dorn durch das mittlere Loch gesteckt werden kann.

Der einzig sinnvolle Weg Gürtelgrößen festzulegen, ist den Hüftumfang zu messen und 15 cm aufzuschlagen, um die gesamte Gürtellänge zu erhalten. Gürtel sind zwischen 2,5 und 4 cm breit, für den Anzug sollte man zwischen 3 und 3.5 cm Dicke wählen, die anderen Größen sind eher etwas für legerere Outfits. Dickere Gürtel eher für Jeans (= Arbeitslook) und dünnere Gürtel eher für Sommer-Outfits (= Strandlook).

Breiten und Formen

  • 4cm (1.6in): Jeans
  • 3.5cm (1.4in): Multifunktionell
  • 3.2cm (1.3in): Klassisch
  • 3cm (1.2in): Klassisch
  • 2.5cm (1in): Leger

Bei der Form des Gürtels ist zunächst der Querschnitt zu unterscheiden. Neben Sonderformen, wie z.B. geflochtenen Gürteln, gibt es solche mit geraden Kanten oder gewölbt und mit und ohne Naht. Gürtel mit geraden Kanten ohne Naht gelten als die legerste Art und sind vor allem für Jeans-Gürtel eine beliebte Wahl. Bombierte Gürtel gelten als die klassischste Art von Gürteln und werden sehr häufig für Anzugsgürtel verwendet. Anbombierte Gürtel und Gürtel mit geraden Kanten ohne Naht sind eine moderne Alternativen, die das Beste der beiden anderen Macharten vereint: Sie sehen elegant aus ohne konservativ zu wirken.

Gürtelformen im Querschnitt

Gürtelenden

Ganz allgemein betrachtet gibt es 4 verschiedene Arten von Gürtelenden: Spitz, trapezförmig, gerade und rund. Spitze und trapezförmige Enden sind dabei mit Abstand am weitverbreitetsten. Die gerade Machart ist eine moderne Alternative. Die runde Version wird nur selten verwendet und wenn eher für Damengürtel.

Gürtelschnalle

Gürtelschnallen werden normalerweise entweder aus Zamak oder Messing hergestellt. Zamak bezeichnet eine Familie von Legierungen, die hauptsächlich aus Zink bestehen und die als Legierungsmetalle Aluminium, Kupfer und geringe Mengen Magnesium enthalten. Sie werden für den Zinkdruckguss verwendet.

Zamak ist wesentlich billiger als Messing. Schnallen aus massivem Messing werden daher häufig mit einem „Solid Brass“ Stempel auf der Rückseite versehen. Zamak-Schnallen verfügen über keine derartige Gravierungen.

Schnallen sind das Herzstück eines jeden Gürtels und es gibt sie in allen verschieden Formen und Farben für allmöglich Zwecke. Eine praktische Faustregel ist: je größer die Schnalle desto legerer ist sie. Gürtelschnallen für Anzüge sind in der Regel klein, flach mit einer schlichten Form und golden oder silbern.

Schmuck wie z.B. Manschettenknöpfe, Uhr etc. sollten idealerweise mit einer Schnallenfarbe aus der gleichen Farbfamilie kombiniert werden.

Gürtelfarben

Gurndsätzlich sollte jeder einen braunen und einen schwarzen Gürtel im Schrank haben. Grundsätzlich sollte die Farbe des Gürtels mit der Farbe der Schuhe zusammenpassen. Das gilt vor allem beim Anzug.

Ausnahme: Bei weißen Sneakern sollte allerdings die Farbe des Gürtels eher auf das restliche Outfit, z.B. die Hose, abgestimmt sein.

Wenn man keinen Anzug trägt, kann den Gürtel auch mit dem Rest des Outfits kombiniert werden, man kann z.B. das Material der Schuhe mit dem Material des Gürtels abpassen oder man kann sein Outfit mit einem bunten Gürtel ein bisschen aufpeppen; vor allem im Sommer.

Qualitätsmerkmale

Die Qualität eines Gürtels erkennt man an Material und Aufbau. Gürtel werden bei der Nutzung stark strapaziert. Das Leder muss flexibel und gleichzeitig reißfest sein. Daher muss man beim Kauf von Ledergürteln und Lederriemen genau prüfen, ob es sich um echtes Leder handelt. Es gibt unterschiedlichste Preisklassen und Importware bei der die Kennzeichnung nicht stimmt. Gürtel aus durchgehend echtem Leder sind langlebiger als Gürtel, die mit anderen Materialien gemixt werden.

Erstaunlich ist der Einfallsreichtum der Hersteller wenn es darum geht, 100% Leder durch preiswertere Materialien zu ersetzen. Wenn der Gürtel 80% oder mehr Lederanteil besitzt, darf er mit „echt Leder“ gekennzeichnet sein. Tests zeigen aber, dass dieser Wert nicht immer eingehalten wird und selbst Gürtel mit 50% Lederanteil und weniger manchmal noch mit „echt Leder“ gekennzeichnet werden.

Für den Laien ist es kaum nachprüfbar, ob der Lederanteil stimmt, da meistens bei der Mittelschicht geschummelt wird und man den Gürtel aufschneiden müsste, um ihn zu überprüfen. Allerdings gibt es ein paar Indikatoren, wie sauberer Kantenschutz, schöne Nähte, Knickverhalten, und nicht zuletzt der Preis und Hersteller, mit denen man zumindest eine grobe Idee davon bekommen kann, ob ein Gürtel qualitativ hochwertig ist.

Der Preis

Qualität hat einen Preis. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass billige Gürtel von guter Qualität sind. Das heißt allerdings nicht – wie bei vielen Dingen im Leben -, dass hochpreisige Designergürtel anderen Gürteln im mittleren Preissegment qualitativ überlegen sein müssen. Nicht alles was teuer ist muss gut sein. Auch wenn die meisten Designergürtel qualitativ hochwertig sind, bezahlt man doch primär für den Markennamen und nicht für das Produkt selbst.