Zigarren richtig entzünden
Wenn die Zigarre dann endlich gewählt und kunstgerecht geköpft wurde, dann geht es ans eigentlich Entzünden. Auch das ist ein Ritual, dass allerdings seine volle Berechtigung hat. Schließlich will man einerseits eine vollständig entzündete Zigarre mit einem möglichst gleichmäßigen Abbrand und andererseits keine Fehlnoten, die den Genuss der Zigarre überlagern.
Daher entzünden Kenner im Haus ihre Zigarre mit einer gelben und möglichst geschmacksneutralen Flamme. Also bitte kein Benzin-Feuerzeug und keine Kerze verwenden. Klassisch traditionell sind Zigarren-Streichhölzer, also extra-lange Streichhölzer die recht lange brennen. Dennoch wird man ca. 2-3 Streichhölzer brauchen, bis eine Zigarre ordentlich angezündet ist (natürlich abhängig von dem Durchmesser, Wicklung und Tabak der Zigarre). Es versteht sich von selbst, dass man die Entzündungsflamme des Schwefelkopfes nicht zum Anzünden der Zigarre verwendet, sondern nur das brennende Holz. Ansonsten hat man ähnliche Fehlnoten wie beim Benzinfeuerzeug oder der Kerze. Auch Zedernholz wird traditionell eingesetzt, ist aber ehrlicherweise nur noch selten zu finden.
Am häufigsten werden inzwischen Gasfeuerzeuge benutzt. Hier tut es ein handelsübliches Feuerzeug, Zigarrenfeuerzeuge haben den Vorteil, dass man sie ohne Mühe länger brennen lassen kann (in der Regel kann man sie feststellen). Außerdem haben gute Zigarren-Feuerzeuge oft mehrfache oder breitere Flammen. Besonders bei Zigarren mit größerem Ringmaß (Durchmesser) kann es gut sein, Feuerzeuge mit mehr als einer Flamme zu nutzen.
Für den Außenbereich lohnen sich eher Feuerzeuge mit Jetflammen. Auch hier gibt es Mehrfachflammen. Last, but not least gibt es außerdem Hybridfeuerzeuge mit gelber und mit Jetflamme. Jetflammen (oder blaue Flammen) sind heißer als die gelbe Flamme, daher besteht hier die Gefahr die Zigarre beim Anzünden zu sehr zu verbrennen, was zu unerwünschten Bitterstoffen führen kann. Es gibt inzwischen auch noch Feuerzeugen mit Torchflamme die noch eine Nuance heißer als die Jetflamme sind, da sie konzentrierter zusammenläuft.
Grundsätzlich brennt man eine Zigarre so an, dass man (noch) nicht daran zieht, sondern die Spitze, mit ordentlichem Abstand und im 45° Winkel zur Flamme, den Fuß der Zigarre langsam erhitzt. Bei der gelben Flamme ist der ideale Abstand ein wenig über der eigentlichen Flamme, bei der blauen Flamme im Zweifel noch ein wenig weiter. Mit drehenden Bewegungen schwenkt man nun sanft die Zigarre über der Flamme und lässt sich langsam eine gleichmäßige Glut am Fuß der Zigarre entwickeln. Man kann ab und zu die Zigarre auch in der Luft ein wenig „wedeln“, damit die Glut sich ordentlich über die Spitze ausbreiten kann. Auch ein sanftes Anblasen der Spitze ist gestattet. Man sollte sich bei diesem Prozess Zeit lassen. 2-5 Minuten darf es schon dauern.
Beim ersten Zug schwören manche sogar darauf zunächst erst einmal sanft durch die Zigarre zu pusten. Das Ziel ist auch hier die Bitterstoffe des Anzündens nicht in die Zigarre zu ziehen. Eine Zigarre, die so entzündet wird, sollte gleichmäßig brennen und keine Fehlnoten haben.
Dann ist es endlich soweit: Der erste Zug (natürlich nur in die Mundhöhle paffen und nicht „auf Lunge“ rauchen) kann genossen werden. Nun kann man die verschiedenen Abschnitte der Zigarre genießen und versuchen die Geschmacks-Entwicklung der Zigarre zu erschließen. Da die Zigarre beim Abbrannt immer heißer wird werden auch ganz unterschiedliche Aromen möglich, von Vanille, Trockenfrüchte, Leder, Zedernholz, Zimt, Erde, Metall, mineralische Noten, dunkle Schokolade und vielen anderen Noten.
Übrigens man raucht eine Zigarre nicht hektisch, nur 2-3 Züge pro Minute sind angemessen. Denn sonst erhitzt sich die Zigarre zu sehr und wird bitter. Wenn die Zigarre ausgeht, was bei guten Zigarren eigentlich nicht passiert, dann streift man die Asche vorsichtig am Rand des Aschenbechers ab und entzündet sie vorsichtig wieder.
Die Banderole sollte man an der Zigarre lassen, wenn sie sich nicht ohne Beschädigung des Deckblattes entfernen lässt. Wenn die Zigarre später wärmer wird, dann löst sich oft der Kleber der Banderole und dann lässt sie sich gut abstreifen oder vorsichtig öffnen und abnehmen. (siehe auch mein Artikel über „Do’s and Don’ts„.)
Sehen Sie hier ein kurzes Video von Eddie Sahakian, Mitinhaber von Davidoff London, wie er eine Zigarre entzündet…