Duschgele und Shampoos – Teil I

1. Inhaltsstoffe.

Sicherlich bei den meisten gehört zum täglichen Morgenritual die Dusche. Ich muss zugeben, ich habe lange Zeit einfach das Duschmittel und Shampoo genommen, welches gerade auf der Ablage stand. Vielleicht interessierte mich noch der Duft, viel mehr aber auch nicht. Tensid ist Tensid, oder nicht?

Erst in Vorbereitung für diesen Artikel habe ich mich intensiver in das Thema eingearbeitet und war zunächst einmal von der Fülle der Informationen und der Fülle der Dinge, die man beachten kann (und sollte?) erschlagen.

Ich bin Biochemiker und trotzdem verwirren mich manche Inhaltsangaben auf der Rückseite von Duschgelen und Shampoos. Grundsätzlich muss man zunächst einmal verstehen, dass statt der üblichen Bezeichnung, die ein Chemiker verwenden würde (das ist die IUPAC-Nomenklatur, „International Union of Pure and Applied Chemistry“), bei Kosmetika die INCI-Bezeichnung („Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe“) verwendet wird. Dies ist in der EU seit 1997 gesetzlich so vorgeschrieben.

Angeblich soll diese Nomenklatur es Allergikern und Verbrauchern erleichtern problematische Produkte zu erkennen und für mehr Transparenz sorgen. Ich persönlich finde diese Lösung der EU zumindest kritikwürdig.

So sind z.B. Mengenangaben nicht erforderlich. Dabei weiß man schon seit Paracelsus:

„Die Dosis macht das Gift“*.

(* – Eigentlich war sein überlieferter Auspruch: „ALLE DINGE SIND GIFT UND NICHTS IST OHNE GIFT; ALLEIN DIE DOSIS MACHT, DASS EIN DING KEIN GIFT IST. “)

Diese einfache, aber dennoch bahnbrechende Erkenntnis bedeutet, dass so gut wie alles für den Körper schädlich sein kann, wenn man nur eine ausreichend hohe Dosis davon zu sich nimmt. Selbst Wasser kann in kurzer Zeit und in hohen Mengen getrunken gefährlich sein. Somit wäre es durchaus wünschenswert, wenn die Hersteller zu einer Mengenangabe verpflichtet würden. Dies ist allerdings nicht der Fall. Zwar orientiert sich die Reihenfolge der Inhaltsstoffe nach ihrer Konzentration im Produkt, bei Inhaltsstoffen unter 1% darf allerdings die Reihenfolge beliebig gewählt werden, man hat also nur indirekte Anhaltspunkte bzgl. der Menge. Da ich keine Laboranalyse betreiben konnte, konnte ich bei meinen Bewertung unten nur auf „möglicherweise problematische Inhaltsstoffe“ hinweisen. Vielleicht tue ich damit dem einen oder anderen Hersteller Unrecht, da die Dosis weit unterhalb problematischer Werte liegt. Ich bitte diesen Punkt beim Lesen meiner Bewertungen zu beachten.

Ein großer Unterschied zwischen IUPAC– und INCI-Nomenklatur ist außerdem, dass ein Chemiker anhand der IUPAC-Nomenklatur das Molekül zeichnen könnte, also die genaue Struktur erfährt. Bei INCI ist das nicht möglich, hier sind es eher Klassen- oder Sammelbezeichnungen. Man kann jetzt einwerfen, dass der IUPAC-Detailgrad für den allgemeinen Verbraucher nicht notwendig ist, aber es gibt nun einmal große Unterschiede zwischen einzelnen Vertreter einer Molekülklasse in Hinsicht auf Wirkung und auch Nebenwirkungen. Und wenn es bei INCI wirklich um eine erhöhte Transparenz ginge, warum gibt es dann wiederum verschiedene INCI-Namen für die gleiche Molekülklasse?

Ein Beispiel sind Parabene (eine Gruppe verschiedener Alkyl-para-Hydroxybenzoesäureester). Zulässige INCI-Beschreibungen für Ethylparaben (Ethyl-4-hydroxybenzoat gemäß IUPAC) sind:

  • 4-Hydroxybenzoesäureethylester
  • Ethyl-p-hydroxybenzoat
  • Ethyl-para-hydroxybenzoat
  • Ethylparaben
  • PHB-Ethylester

Warum???!!! Erhöht das wirklich beim Endverbraucher die Transparenz?

Ich denke nicht.

Aber es ist, wie es ist. Kommen wir zurück zu unseren Duschmitteln und Shampoos. Folgende Inhaltsstoffe sollte man in seinen Reinigungsmitteln vermeiden:

Mineralöle, Paraffine, synthetisches Glycerin

INCI Bezeichnung:  Mineral Oil, Petrolatum, Paraffinum Liquidum, Paraffinum Subliquidum, Cera Microcristallina, Microcrystalline Wax, Ozokerit, Ceresin, Vaseline

Wirkung und Probleme: Inhaltsstoffe auf Minderalölbasis, so wie Paraffine und synthetisches Glycerin, kommen in herkömmlicher Kosmetik häufig als Basis für Cremes, Lotions, Ölen und Haarpflegeprodukten vor. Das liegt daran, dass die Herstellung sehr günstig ist und diese synthetischen Stoffe ein sehr geringes Potential für allegische Reaktionen aufweisen. Inhaltsstoffe auf Minderalölbasis wird jedoch nachgesagt dass sie keinerlei pflegende Eigenschaften für die Haut haben und sogar die Entwicklung von unerwünschten Bakterien und Keimen begünstigen können. In jedem Fall könne sie nicht so leicht in der Natur abgebaut werden und schädigen Gewässer.

Parabene

INCI Bezeichnung: Propylparaben, Btylparaben, Methylparaben, Ethylparaben, Isobutylparaben, Isopropylparaben

Wirkung und Probleme: Parabene werden auf Grund ihrer antimikrobiellen und fungiziden Wirkung oft als Konservierungsstoffe in konventioneller Kosmetik verwendet. Sie stehen allerdings im Verdacht hormonell wirksam zu sein und sogar Krebs zu begünstigen.

Weichmacher, insbesondere Phthalate

INCI Bezeichnung: Diethyl Phthalate, Diethylhexyl Phthalate, Di-n-Butylphthalat (DBP)

Wirkung und Probleme: Phthalate kommen als Weichmacher in konventioneller Kosmetik zum Einsatz um eine cremige Konsistenz zu erhalten. Außerdem werden sie als Vergällungsmittel für Alkohol verwendet. Sobald die Bezeichnung Alkohol denat. in der Liste der Inhaltsstoffe auftaucht, kann es gut, dass dafür Phthalate verwendet wurden. Da Phthalate fett- und wasserlöslich sind, können sie von der Haut angenommen werden und sich im Körper anreichern. Sie stehen im Verdacht eine hormonelle Wirkung im Körper zu haben und sich negativ auf den Insulinstoffwechsel und die männliche Fruchtbarkeit auszuwirken.

Weitere Weichmacher / Feuchthaltemittel

INCI Bezeichnung: Propylene Glycol, 1,2-Propanediol, 1,2-Dihydroxypropane, Methyl Ethyl Glycol (MEG), Methylethylene Glycol

Wirkung und Probleme: Diese Weichmacher kommen in konventioneller Kosmetik und auch in medizinischen Salben als Feuchthaltemittel zum Einsatz. Das Produkt bleibt geschmeidig und wird gleichzeitig konserviert. Weichmacher können aber allergische Reaktionen hervorrufen und sich im Körper anreichern und zu Schäden an Nieren und Leber führen.

Emulgatoren

INCI Bezeichnung: PEG, PPG, Ceteareth-8, Polyethylenglykol

Wirkung und Probleme: Kosmetika die aus Wasser und Öl bestehen, brauchen einen Emulgator, damit sich beide Inhaltsstoffe miteinander verbinden und eine cremige Konsistenz bilden. Was also das Ei in der Mayonaisse ist, ist der Emulgator in bestimmten Kosmetika. In konventioneller Kosmetik geschieht dies meistens mit Hilfe von PEG (Polyethylenglykol). PEGs reagieren aber nicht nur mit Fett und Feuchtigkeit, sondern stören vermutlich auch die natürliche Barrierefunktion der Haut. Schadstoffe und Umweltgifte können leichter von der Haut aufgenommen werden. Bei häufiger Verwendung trocknet die Haut zunehmen aus.

Silikone

INCI Bezeichnung: Dimethicone, Trimethicone, Methicone, Amodimethicone, Polysiloxane; es gibt unzählige Abwandlungen, Orientierung bieten die Endungungen „-methicone“ und „-siloxane“

Wirkung und Probleme: Silikone kommen in vielen konventionellen Kosmetikprodukten zum Einsatz, da sie dafür sorgen, dass sich Produkte leichter auftragen und verteilen lassen. Außerdem sorgen sie für ein weiches Gefühl auf Haut und Haaren und täuschen einen Pflegeeffekt vor. In Wirklichkeit legen sich die Silikone wie eine luftdichte Schicht über Haut und Haare.

Tenside

INCI Bezeichnungen: Sodium-Lauryl-Sulfat, Sodium-Laureth-Sulfat, Ammonium-Lauryl-Sulfat Sodium-Myreth-Sulfat

Wirkung und Probleme: Alles, was gut schäumen und reinigen soll, braucht Tenside. Tenside unterschieden sich allerdings in ihrer Aggressivität. Manche Waschsubstanzen und Schaumbildner können die Haut und Schleimhäute reizen und austrocknen. Gerade Menschen mit empfindlicher Haut und juckender Kopfhaut reagieren oft auf zu starke Tenside.

Konservierungsmittel

Auch die wenigen für Naturkosmetik zugelassenen Konservierungsmittel wie Kaliumsorbat (Potassium Sorbate), Natriumbenzoat (Sodium Benzoate), Benzoesäure (Benzoic Acid), Salicylsäure (Salicylic Acid) oder Sorbinsäure (Sorbic Acid) sind nicht immer unproblematisch: Sie haben ein erhöhtes Irritationspotenzial und sind daher für empfindliche Haut keinesfalls empfehlenswert.

Sodium Benzoate ist z.B. ein umstrittener Inhaltsstoff, der vor allem in Kosmetik oft vorkommt. Sodium Benzoate (Natriumbenzoat) sind die Salze der Benzoesäure und werden auf Verpackungen oft als E211 deklariert. Ganz natürlich kommt Benzoesäure in Benzoeharz sowie Honig und Milchprodukten vor. Hier ist die Menge aber so gering, dass sie als unbedenklich gilt. In anderen Lebensmitteln und in Kosmetik kommt der Stoff aber als Konservierungsmittel zum Einsatz und ist umstritten. Eine Vielzahl an Studien ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Sodium Benzoate allergische Reaktionen hervorrufen kann. Besonders betroffen sind Personen, die auch auf Aspirin und Salicylsäure allergisch reagieren oder Asthma haben. Untersuchungen in den USA legen nahe, dass der Stoff das Nervensystem beeinflussen und ADHS-Symptome hervorrufen kann. Neue Forschungen zeigen, dass Sodium Benzoate auch zu genetischen Veränderungen führen können. Besonders bedenklich ist die Kombination von Sodium Benzoaten mit Vitamin C. Tierversuche haben in Studien gezeigt, dass sie die Fortpflanzung beeinträchtigen können. Außerdem stehen sie im Verdacht, krebserregend zu sein.

Sorbinsäure, die natürlicherweise in den Früchten der Eberesche/Vogelbeere (Sorbus aucuparia) enthalten ist, hemmt das Wachstum von Hefen, Schimmelpilzen und einigen Bakterien. Sie hat keine keimtötende Wirkung, verlängert also lediglich die Haltbarkeit hygienisch einwandfreier Produkte. Ihre Wirksamkeit ist in saurer Umgebung (pH < 6,5) am größten. Sorbinsäure ist löslich in Fett und Wasser. Sie kann daher vielseitig eingesetzt werden. Empfindliche Menschen können mit Hautreaktionen und Allergien auf Sorbinsäure reagieren.

Weitere Stoffe, die manchmal diskutiert werden…

Benzylalkohol kommt häufig als Duftstoff in Kosmetik-Produkten und Medikamenten vor. Benzylalkohol ist aber auch in vielen natürlichen Ölen enthalten. Benzylalkohol hat ein leichtes Mandel-Aroma und wirkt desinfizierend und konservierend. Er tötet Bakterien ab und sorgt so dafür, dass Kosmetika länger haltbar sind. Benzylalkohol in Kosmetik-Produkten ist für Kinder und Erwachsene weitgehend unbedenklich. Denn die vielen Studien-Ergebnisse beziehen sich auf Benzylalkohol in Reinform und großen Mengen, die über den Mund oder per Spritze verabreicht wurden. In Kosmetik kommen aber in der Regel nur kleine Mengen in geringer Dosis vor, die auch lediglich auf die Haut aufgetragen und später wieder abgewaschen werden.

Die gute Nachricht

In einem kürzlich durchgeführten Test von 50 Duschgelen, hat Öko-Test eine positive Bilanz gezogen: „Mehr als drei Viertel der von ÖKO-TEST geprüften Duschgels konnten mit gutem oder sehr gutem Ergebnis glänzen. Ein uneingeschränktes „sehr gut“ erreichten alle 16 getesteten Duschgels, die als Naturkosmetik zertifiziert waren.“

Hier geht es weiter zum Teil 2.