Richtig rasieren

Nassrasur oder Trockenrasur?

Die Geschichte der Rasur ist wahrscheinlich so alt die die Geschichte des Mannes. Ab einem gewissen Alter sprießen die ersten Härchen und bald wächst der erste Bart. Doch was soll man mit dieser mehr oder weniger üppigen Haarpracht anstellen? Wer nicht einen ungezügelten Wildwuchs zulassen will, wird seinen Bart rasieren müssen. Selbst Vollbartträger müssen ihren Bart immer wieder durch Rasur und Schnitt in Form bringen.

Ich war einige Jahr Bartträger und kenne die besonderen Probleme, die das mit sich bringt. Daher werde ich mich auch noch einmal in einem Artikel mit Bartöl, Bartkamm und Bartshampoo beschäftigen. Doch in diesem Artikel soll es um die Vollrasur gehen.

Wer als junger Mann das erste Mal vor einer Rasur steht, der wird erschlagen von Angeboten und Optionen, daher will ich die Möglichkeiten nun einmal strukturiert durchgehen.

Die erste große Entscheidung (oder Weichenstellung) ist die Frage Nassrasur oder Trockenrasur. Früher war die Trockenrasur gleichbedeutend mit elektrischer Rasur. Doch es gibt inzwischen auch Elektrorasierer, die auch (eine Art) Nassrasur zulassen. Doch ganz ehrlich, wenn ich mich nass rasieren will, warum muss das elektrisch geschehen?

Die elektrische Rasur ist (für mich) eine schnelle, effektive Rasur mit gut reproduzierbaren Ergebnissen. Wohingegen die Nassrasur für mich einer kleinen Wellness-Kur nahe kommt. Ein Augenblick für mich. Eine (gute) Nassrasur ist gleichzeitig Hautpflege, Peeling, Rasur und Entspannung. Daher erschließt sich mir nicht warum man eine solche Rasur mit einem elektrischen Rasierer beschleunigen sollte.

Man merkt schon ich habe vor Jahren für mich die Nassrasur entdeckt und nie mehr verlassen. Innerhalb der Nassrasur gibt es aus meiner Sicht eigentlich nur drei Alternativen: Nassrasierer mit Wechselklingen, Rasierhobel und Rasiermesser.

Gute Nassrasierer mit Wechselklingen gibt es eigentlich nur von zwei namhaften Herstellern, die in ständiger Konkurrenz zueinander stehen und beide ungefähr vergleichbar gut sind: Wilkinson und Gillette. Sie haben den Vorteil, dass das Rasur-Ergebnis selbst für Anfänger sehr gut ausfällt und der Gebrauch wirklich kinderleicht ist. Wer erstmalig in die Nassrasur reinschnuppern will, der kann gut auf diese Rasierer zurück greifen. Leider braucht man recht schnell (so nach ca. 5-10 Rasuren) neue Klingen, die auf Dauer doch recht teuer sind. Das ist leider weder ökonomisch noch ökologisch auf Dauer vertretbar.

Rasierhobel gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und Preiskategorien. Das Rasurbild ist bei allen vergleichbar, da es natürlich primär von der verwendeten Rasierklinge abhängt. Ich nutze seit Jahren die Astra-Superior Platinum Double Edge Rasierklingen mit großem Erfolg und bin zufrieden. Das Rasurbild ist etwas schlechter als bei den Wechselklingen-Rasierern, so dass ich in der Regel hier zwei Rasur-Durchgänge durchführe. Die einzelnen Klingen sind jedoch spottbillig (ein 100er-Pack kostet ca. EUR 8,00). Gleichzeitig garantiert der Rasierhobel den korrekten Anstellwinkel und ist daher auch selbst für den Anfänger noch gut geeignet.

Die Rasur mit dem Rasiermesser ist natürlich so etwas wie die „Königsdisziplin“ der Nassrasur. Ich bewundere jeden, der sich damit ordentlich rasieren kann. Ich habe es einmal versucht, aber einfach zu großen Respekt davor. Insbesondere an schwer zugänglichen Stellen. Ich überlasse daher eine Rasur mit dem Rasiermesser lieber meinem professionellen Barbier.

Weiteres Zubehör

Zu einer erfolgreichen Nassrasur braucht man mindestens noch folgendes weiteres Zubehör: Eine gute Rasierseife und einen Rasierpinsel. Beim Rasierpinsel sollte man darauf achten, dass man eine Bürste aus echtem Dachshaar wählt und nicht etwa Pinsel mit eingefärbten Schweineborsten oder gar Kunsthaar benutzt. Außerdem benötigt man noch einen kleinen Topf, z.B. eine Porzellanschale (idealerweise mit Griff, damit sie nicht wegrutscht) und ein kleines Handtuch.

Bei der Rasierseife gibt es feste Rasierseife als Stück oder z.B. im Tiegel, oder weiche Rasiercreme aus der Tube. Hier muss man ausprobieren welcher Geruch und welche Aufschäumtechnik einem am besten liegen. Ich mag z.B. die Rasiercreme von Speick oder von Nivea. Weiche Rasiercreme sehr einfach aufzuschlagen: Einfach aus der Tube eine 2-3 cm lange „Wurst“ in die Schale drücken. Den Rasierpinsel in warmen Wasser einweichen und überflüssiges Wasser über dem Waschbecken ausschleudern. Die Borsten sollten feucht sein, aber nicht vor Wasser tropfen. Dann mit kreisenden Bewegungen aufschäumen. Man sollte nach wenigen Umdrehungen schon Schaum haben. Ist die Konsistenz zu fest, einfach etwas warmes Wasser hinzuzufügen.

Etwas mehr Übung benötigt man, wenn man mit fester Seife in der Rasierseifenschale den Schaum aufschlagen will. Ich habe anfangs gar keinen vernünftigen Schaum hinbekommen. Meine Technik zum „Schaumschlagen“ würde ich wie folgt zusammenfassen: Den Rasierpinsel in heißes Wasser tauchen, damit die Pinselhaare leicht feucht werden. Zu nass darf die Seife jedoch nicht werden, das der Schaum ansonsten zu dünn wird. Am Besten das überflüssige Wasser mit einer kräftigen Bewegung über dem Waschbecken aus dem Pinsel schleudern, bevor es ans Aufschlagen geht. Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit: Den Rasierpinsel so lange auf der Seife kreisen lassen, bis sich erster Schaum bildet. Anfänger wenden hierbei oftmals zu viel Kraft an – dabei wird das Ergebnis wesentlich cremiger, wenn man mit moderatem Druck startet. Hat man erstmal den Dreh raus, fängt es bereits nach wenigen Sekunden an zu schäumen. Sollte das Schaumergebnis zu dünn- oder dickflüssig sein, kann man einfach mit ein wenig Wasser beziehungsweise Rasierseife nachhelfen und die Prozedur fortsetzen.

Das Ziel ist ein Rasierschaum ungefähr wie Schlagsahne, der sich gut auf dem Gesicht verteilen lässt und gut haftet ohne die Klinge zu verkleben.

Natürlich gibt es auch fertigen Rasierschaum oder Rasiergel aus der Dose. Auch dieses Produkte sind besser als ihr Ruf. Ich bevorzuge hier eher das Rasiergel, weil ich die Konsistenz hier noch etwas besser steuern kann. Allerdings muss man sich klar sein, dass diese Fertigprodukte oft nicht den Schaum formen, der für eine perfekte Nassrasur notwendig ist. Das ist eher etwas für die Reise oder wenn es ganz schnell gehen muss.

Bartpflege

Das „Ritual“

Doch genug von den „Gerätschaften“, wie sieht für mich die richtige Nassrasur aus?

Zunächst lege ich mir Rasierhobel, Rasierschale, Rasierseife oder -creme, und ein kleines Handtuch zurecht. Das kleine Handtuch wird mit heißem Wasser erhitzt, so weit, dass man es gerade noch ertragen kann. Damit bedecke ich mein Gesicht (man kann sich dazu hinlegen) und warte ca. 5 Minuten, bis die Haut entspannt und durchblutet ist. Das stellt die Haare auf und erlaubt eine bessere Rasur.

Dann rühre ich mit lauwarmem Wasser die Rasierseife an und schäume mein Gesicht ein. Dann erfolgt die Rasur bei der ich mit Grimassen und Händen die Haut möglichst spanne. Die Rasurrichtung sollte mit der Haar-Wuchsrichtung erfolgen. Gegen die Wuchsrichtung (wie in mancher Fernsehwerbung gezeigt) sieht „kernig“ aus, ist aber nicht gut für das Haar. In der Regel wiederhole ich den Vorgang noch einmal. Dann wird mit eiskaltem Wasser bzw. dem eiskalten Handtuch das Gesicht vorsichtig gereinigt und abgewischt. Die Kälte zieht die oberflächlichen Äderchen der Haut zusammen und verringert evtl. Blutungen. Alaunstift hilft außerdem bei ungewollten Blutungen.

Zum Abschluss pflege ich das Gesicht noch mit einer hochwertigen After Shave Rasiercreme.  Alkoholische Aftershaves nehme ich fast nie, da diese dazu neigen die Haut auszutrocknen und für meinen Geschmack zu stark duften. Manche nehmen diesejedoch aufgrund ihrer desinfizierenden Eigenschaften. Auf jeden Fall würde ich nach einem alkoholischen Aftershave the Haut mit einer Tagescreme nachfetten.

Für den Duft nehme ich lieber (sparsam) ein gutes Herrenparfum.