Duschgele und Shampoos – Teil II

2. Nachhaltigkeit.

Neben der Verträglichkeit für den Körper, können bestimmte Pflegeprodukte auch aufgrund ihrer Verpackung oder Inhaltsstoffe relativ umweltschädlich sein.

Mikroplastik

Als Mikroplastik werden gemeinhin Plastikpartikel bezeichnet, die kleiner als 5 Millimeter sind. Oftmals sind die Teilchen so klein, das sie für das menschliche Auge kaum noch sichtbar sind. Wasserlösliche, flüssige, wachs- und gelförmige Kunststoffe werden im Allgemeinen nicht dazu gezählt. Sie sollten aber dennoch besser gemieden werden – allein schon, weil noch nicht ausreichend erforscht ist, welche Auswirkungen sie für die Umwelt haben.

Mikroplastik wird zum Einen gezielt industriell hergestellt, um dann in Produkten wie Kosmetika Verwendung zu finden (primäres Mikroplastik). Zum Anderen entstehen die winzigen Plastikteilchen auch, wenn größere Kunststoffteile, beispielsweise Plastiktüten, mit der Zeit zerfallen (sekundäres Mikroplastik).

Primäres Mikroplastik kommt vor allem in alltäglichen Pflegeprodukten und Kosmetika vor: Beispielsweise als feine Kügelchen in Peelings oder Duschgelen. Man kann es aber auch in Shampoos, Sonnencremes und vielen weiteren Kosmetika finden. In flüssiger oder gelartiger Form wird Kunststoff auch als Füllstoff und Bindemittel verwendet. Auch in einigen Reinigungsmitteln kommt Mikroplastik vor.

Mikroplastik verbleibt in der Umwelt viele hunderte von Jahren und kann bislang in Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert werden. Somit gelangen riesige Mengen Mikroplastik in die Meere, und weil die Partikel so klein sind wie Plankton, gelangen sie auch in den Nahrungskreislauf. Inzwischen wurde Mikroplastik sogar schon in Muttermilch nachgewiesen. Welche negativen Wirkungen das auf unsere Gesundheit hat, wird noch untersucht, ich persönlich bin aber der Meinung, dass die bisherigen Indizien ausreichend sind, um Mikroplastik so weit es geht zu vermeiden.

Einen Überblick über Produkte, in denen Mikroplastik steckt, bietet der Einkaufsratger vom BUND.

Kunststoffverpackungen

Ähnlich sieht es mit Kunststoffverpackungen aus: Von den 78 Millionen Tonnen Plastikverpackungen weltweit gelangen 32 Prozent in die Umwelt – diese Menge ist viel zu hoch. Israelische Forscher haben geschätzt, dass in 2020 auf der Erde erstmals von Menschen gemachte Materialien mehr wiegen als die Biomasse. Ein nicht unerheblicher Teil davon sind Kunststoffe.

Wie schafft man es, all den Kunststoff aus dem Badezimmer zu verbannen oder zumindest zu reduzieren?

Kunststoff erkennen: In Kosmetik- und Körperpflegeprodukten

In Deutschland müssen die Inhaltsstoffe von Kosmetika auf der Verpackung deklariert werden. Trotzdem ist es nicht ganz einfach, herauszufinden, ob Cremes, Duschgele und Co. Mikroplastik enthalten. Schließlich verstecken sich die Kunststoffe hinter kryptischen Begriffen und Abkürzungen. Die häufigsten sind hier aufgelistet:

Abkürzung Kunststoff
AC Acrylates Copolymer
ACS Acrylates Crosspolymer
Nylon-6 Nylon-6
Nylon-12 Nylon-12
PA Polyamide
PMMA Polymethylmethacrylat
PE Polyethylen
PET Polyethylenterephthalat
PP Polypropylen
PUR Polyurethan
PS Polystyren
PEG Polyethylene glycol
PPG Polypropylene glycol
Dimethiconol
Methicone
Siloxane
Siesquioxane

Ölpalme und Kokospalme

Palmöl ist das billigste, meistverwendete Pflanzenöl weltweit und wird in Nahrungsmitteln, Kosmetika und als Kraftstoff eingesetzt. Jedes zweite Supermarktprodukt enthält es und die Nachfrage steigt. Dadurch werden Regenwald- und Torfgebiete großflächig zerstört, was sich katastrophal auf Biodiversität, Klima und die lokale Bevölkerung ausübt. Bei der Raffination von Palmöl entstehen Schadstoffe, darunter auch solche, die möglicherweise krebserregend sind. Immer mehr Menschen möchten daher Palmöl meiden.

Wer deshalb auf Palmöl verzichten will, hat es aber nicht einfach – denn es auf der Inhaltsstoffliste zu erkennen ist schwer.

Reines Palmöl findet man z.B. als Elaeis Guineensis Oil (Palmöl) bzw. Elaeis Guineensis Kernel Oil (Palmkernöl) in der INCI Liste. Doch auch weiterverarbeitete Inhaltsstoffe können in Kosmetika enthalten sein, deren Ursprung in Palmöl zu suchen ist. Das Problem hierbei, es könnten grundsätzlich auch andere Öle verwendet worden sein, daher ist die Zuordnung hier nicht mehr ganz eindeutig. Folgende INCI-Namen können, müssen aber nicht auf Palmöl zurückzuführen sein: Sodium Lauryl Sulfoacetate, Cetyl Palmitate, Cetearyl Alcohol, Cetyl Alcohol, Fettsäureglycerid, Glyceryl Stearate, PEG-100 Stearate, Polyglyceryl-2-Caprate, Stearic Acid, Magnesium Stearate, Glycerin, Glycerinfettsäureester, Sodium Cetearyl Sulfate, Steareth-20, Zink Stearate.

Nehmen wir zum Beispiel mal „Glycerin“: Glycerin ist der gebräuchliche Trivialname von Propan-1,2,3-triol. Glycerin ist ein Zuckeralkohol und der einfachste dreiwertige Alkohol, ein Triol. Die Endung -in ist eigentlich falsch, da in der Chemie diese Endung für Amine oder Alkine steht. Daher wird auch der Name Glycerol genutzt, da er die korrekte Endung -ol als Hinweis auf Alkohol besitzt. Glycerin ist in allen natürlichen Fetten und fetten Ölen zu finden und lässt sich daher auch einer ganzen Reihe von Quellen gewinnen. In Pflanzenölen ist es chemisch gebunden als Fettsäureester vorhanden (auch bekannt als Triglyceride). Bei „veganen“ Reinigungsmitteln stammt Glycerin in der Regel entweder aus Palmöl oder aus Kokosöl, weil das die günstigsten Quellen für pflanzliche Öle sind. Leider sieht man die Herkunft dem INCI-Namen nicht mehr an.

Kokos-Inhaltsstoffe (z.B. versteckt in den INCI-Namen: Sodium Coco-Sulfate, Cocamidopropyl Betaine, Coco-Glucoside, Cocos Nucifera (Coconut) Oil, uvm.) werden übrigens oft als Alternative zu dem ökologisch bedenklichen Palmöl verwendet. Leider ist die Ökobilanz oft ähnlich schlecht, wie Öko-Test in einem Artikel näher erläutert.

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