Tabaksorten und Herkunftsländer
Von der Tabakpflanze (Nicotiana) gibt es ca. 75 Arten, doch nur zwei haben für die Tabakproduktion Bedeutung: Virginischer Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauern-Tabak (Nicotiana rustica).
Der Tabak gehört zu den Nachtschattengewächsen, wie z.B. auch die Tomate oder die Kartoffel, und ist im Amazonasgebiet Südamerikas heimisch.
Der Bauerntabak ist nur noch in Russland, einigen osteuropäischen Staaten und in Südamerika von Bedeutung, und findet dort in nikotinstarken Rauchprodukten, wie z.B. der russischen Machorkazigarette, Verwendung.
Für die Zigarrenherstellung wird nahezu ausschließlich virginischer Tabak verwendet, von dem es wiederum zahlreiche Sorten gibt. Es wird angenommen, dass der virginische Tabak ursprünglich aus dem westlichen Südamerika stammt.
Tabakpflanzen wurden schon langer vor ihrer „Entdeckung“ durch die europäischen Eroberer von den indigenen Stämmen Amerikas genutzt. Dort aber weniger als Genussmittel, sondern eher im Rahmen spiritueller Rituale oder zur Behandlung von bestimmten Erkrankungen.
Christoph Columbus soll der erste Europäer gewesen sein, der im 15./16. Jahrhundert auf Kuba mit Tabak in Kontakt kam. Im 18. Jahrhundert brachten britische Seeleute und Soldaten kubanische Zigarren in die nordamerikanischen Kolonialgebiete, wo dann auf neu errichteten Plantagen bald Zigarren hergestellt wurden. Schon Christoph Columbus soll dann die ersten Tabakpflanzen als Heilpflanzen nach Europa gebracht haben.
Heutzutage stammt der Tabak für Zigarren vor allem aus Mittelamerika, Südamerika und der Karibik. Besonders bekannt für ihre Zigarren sind Kuba, die Dominikanische Republik, Honduras, Nicaragua und zunehmend auch Brasilien. Indonesien und die Philippinen sind zwei der wenigen Länder in Asien, die Zigarren herstellen; besonders die Insel Sumatra ist für ihre Zigarren bekannt. In vielen dieser Länder spielen Zigarren als Exportfaktor eine Rolle; dabei unterliegt die Tabakwirtschaft durch wetterbedingte Ernteausfälle großen Schwankungen.
Aus ökologischer und sozialer Sicht ist der Tabakanbau durchaus nicht unproblematisch. Tabak-Monokulturen führen zu ökonomischer Abhängigkeit der Kleinbauern von Plantagenbesitzern und Umweltzerstörung. Kinderarbeit ist in manchen Ländern nicht unüblich (z.B. in Malawi). Eine Untersuchung der Welthandelsorganisation aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass der ökologische Fußabdruck von Tabak oft umweltschädlicher ist als die von lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungspflanzen in deren direkter Konkurrenz er angebaut wird[1].
Es gibt auf Gegenbewegungen von Herstellern, die beim Tabakanbau auf den Verzicht von Pestiziden oder das Verbot von Kinderarbeit setzen wollen, doch leider können Rauchprodukte in Deutschland nicht offiziell als „Bio oder Fairtrade“ angeboten werden. So weigert sich etwa Fairtrade Deutschland grundsätzlich, Tabak als fair gehandelt zu klassifizieren. Zugleich darf auch keine Zigarette mit „bio“ werben, auch wenn der Tabak selbst tatsächlich ökologisch angebaut wurde. So hat es der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entschieden, wobei er aber einer „sachlichen Information über die einzelnen Eigenschaften eines Produkts“ jenseits des Schlagwortes „Bio“ keine Absage erteilt hat[2].
Einige Tabakhersteller setzen sich aber dennoch für eine nachhaltigere Tabakproduktion ein. Dabei kommt z.B. moderne Technologie in Form eines innovativen Bewässerungssystems ebenso zum Einsatz wie traditionelle Methoden, die sich schon bei den Ureinwohnern Zentralamerikas bewährt haben: Statt chemischer Pestizide werden z.B. natürliche Pflanzenschutzmittel wie zum Beispiel Neem oder Knoblauch verwendet.
Meines Wissens die ersten Hersteller, die auch eine Zigarre aus solchen „nachhaltigen“ Tabaken herstellten, ist die Familie Plasencia, die Plantagen in Nicaragua, Honduras, Costa Rica und Panama besitzt. Mit dem „Plasencia Reserva Organica“ produzierten sie mit nachhaltigen Methoden einen Tabak in Nicaragua, der in der Zigarren-Linie Reserva Organica (heute auch als „Plasencia Reserva Original“ zu finden) zum Einsatz kommt und das OCIA-Siegel trägt[3]. Allerdings ist dieses Projekt von Nestor Plasencia jr. bislang eines der wenigen im Zigarren-Sektor.
Auch Montecristo– und Ramon Allones–Zigarren stehen in dem Ruf die Anbaumethoden gründlich zu überwachen und weitgehend auf Pestizide zu verzichten. Eine offizielle und unabhängige Zertifizierung ist mir allerdings hier nicht bekannt.