Welche Zigarre ist denn nun die Beste?
Jeder, der sich einmal in einem „Zigarrenzirkel“ mit Zigarrenliebhabern unterhalten hat, wird erkannt haben, dass es „die beste Zigarre“ nicht gibt. Genauso wenig, wie es „den besten Wein“ oder „das beste Bier“ geben kann. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten und zu vielfältig sind die Einflussfaktoren von Tabaksorte, Wicklung, Zigarrenform und Zigarrenformat (um nur ein paar der Einflussgrößen zu nennen). Am wenigsten jedoch kann man das individuelle Geschmacksempfinden vorhersagen, dass ja nicht zuletzt auch von der Tagesstimmung und der Gesellschaft abhängt.
So kann die gleiche Zigarre bei dem Einen Kakao-artige, schokoladige Assoziationen hervorrufen, bei dem Anderen nur bittere Röstaromen.
Die beste Zigarre kann es genauso wenig geben wir den besten Wein.
Umgekehrt allerdings lassen sich durchaus minderwertige Zigarren von hochwertigen Zigarren vergleichsweise leicht unterscheiden.
Der Zigarrenraucher unterscheidet bei den Einlagen einer Zigarre zwischen Shortfillern und Longfillern. Bei Shortfillern besteht die Einlage dieser Herstellungsart aus kleingeschnittenem oder gerissenem Tabak. Die Tabakschnipsel werden in ein stabiles Umblatt gewickelt und die sogenannte Zigarrenpuppe hergestellt. Anders als bei einem Longfiller, der aus ganzen Tabakblättern gerollt wird, hat die Zigarre dann bereits ihre Endform. Als letzter Schritt wird ein schönes Deckblatt um die Puppe gerollt. Diese Herstellungsart ist besonders für Maschinen geeignet, weshalb Shortfiller nur in seltenen Fällen von Hand verarbeitet werden. Im Grunde ähnelt die Herstellung dieser Zigarren der Herstellung von Zigaretten, die ja auch mit Tabakschnipseln gefüllt werden.
Der Geschmack der Shortfiller-Zigarre bleibt über den ganzen Rauchverlauf gleich, was gemeinhin eine geringschätzige Beurteilung solcher Zigarren durch Liebhaber zur Folge hat, da eine handgerollte Longfiller-Zigarre über den gesamten Rauchvorgang verschiedene Geschmacksstadien durchläuft, da der Rauch immer heißer wird und dabei unterschiedliche Aromen aus den Blättern gelöst werden.
Ein Vorteil der Shortfiller-Zigarren, insbesondere für unerfahrene Raucher ist, dass der Abbrand angenehm gleichmäßig verläuft und der Zug in aller Regel leicht ist. Short Filler werden trocken gelagert und sollten nicht allzu lange liegen. Sie können also nicht altern, wie Longfiller-Zigarren, die teilweise den Höhepunkt ihres Geschmacks erst Jahre nach der Herstellung entfalten können. Shortfiller verlieren, ähnlich wie Zigaretten, rasch an Aroma.
Vor dem Rollprozess einer Longfiller-Zigarre werden die Blätter zunächst nach Aussehen und qualitativer Beschaffenheit sortiert. Die aussortierten Blätter werden dann für Shortfiller-Zigarren, Zigarillos oder Zigaretten verwendet. (Für mehr Details siehe mein Artikel „Der Aufbau einer Zigarre„).
Es wäre zu einfach eine Shortfiller-Zigarre als per se „minderwertig“ zu bezeichnen. Allerdings gilt hier wie bei vielem: Spart man einmal an der Qualität, ist die Versuchung groß, dies noch weiter fortzusetzen. So werden bei Shortfillern teilweise Umblätter und Deckblätter verwendet, die aus gemahlenem Tabak gepresst werden. Dabei werden Bindemittel und weitere Tabaksubstanzen hinzugefügt, um so die Illusion eines ganzen Deckblattes zu erzeugen. Von solchen Produkten sollte sich der Genießer schnell abwenden.
Gleichwohl gibt es auch höherwertige Varianten, die von Hand gefertigt werden und durchaus einen Test lohnen. Insbesondere wenn man sich an den Geschmack erst einmal gewöhnen will. In der Regel sind jedenfalls Shortfiller deutlich günstiger als Longfiller. Selbst teuere Shortfiller kosten kaum über 4 Euro / Stück während gute Longfiller-Zigarren hingegen schnell bei 10 Euro und mehr liegen.
Man sollte sich beim Genuss einer Zigarre jedenfalls den Grundsatz zu Herzen nehmen: „Smoke less, but better“.
Meiner Meinung nach sollte eine Zigarre kein Alltagsrauchmittel sein. Daher sollte man sich lieber auf die handgerollten Longfiller namhafter Hersteller konzentrieren, statt seine Zeit (und Gesundheit) an billigere Varianten zu verschwenden. Allerdings muss ich meiner Aussage gleich noch eine Korrektur nachschieben: Wie bei vielen Dingen des Alltags ist teurer nicht immer besser und günstig sofort immer minderwertig, das gilt für Zigarren genauso wie für Wein, Autos oder Uhren.
Allerdings ist die Chance höher, dass man bei einer etwas teureren Zigarre auch eine bessere Qualität bekommt, da die Handarbeit einfach nicht unter einer bestimmten Summe zu machen ist.
Ein Beispiel:
Die “Romeo y Julieta Gran Reserva Wide Churchill“ aus dem Jahr 2009 (Länge von 13 cm, einem Durchmesser von 2,18 cm und 55er Ringmaß, Rauchdauer ca. 70 Minuten) kostet derzeit (Stand 2022) ca. 53 EUR/Stück. Eine normale “Romeo y Julieta Wide Churchill” gleichen Formats kostet 12,80 EUR/Stück.
Der Unterschied zwischen einer normalen und einer Reserva-Zigarre ist ein unterschiedlicher Herstellungsprozess: Die Blätter für die Reserva Zigarren werden besonders ausgesucht und einem Alterungsprozess von drei bis fünf Jahren unterzogen. Auch beim Rollen wird eine Reserva nur von den erfahrensten Torcedores gerollt, was einen erheblichen Einfluss auf die Qualität der Zigarre haben kann. Da die Blätter so gut ausgewählt wurden, verträgt die Zigarre auch eine weitere Alterung im Humidor besser, ohne dass die charakteristischen Aromen des kubanischen schwarzen Tabaks „auswaschen“. Teilweise wird diese Alterung mit dem Reifungsprozess von Weinen im Weinkeller verglichen.
Aber was ist denn nun eine gute Zigarre?
Nun, nach allem was ich zuvor gesagt habe, gibt es natürlich Zigarren, die wirklich herausragender Qualität sind und viele Gaumen erfreut haben. Leider sind sie deshalb auch teilweise nur sehr schwer zu ergattern. Falls man also eine Chance erhält eine der unten genannten Zigarren zu ergattern sollte man sofort zugreifen (ich werde die Liste regelmäßig erweitern):
Cohiba Sublimes “Limited Edition 2004”
Diese Zigarre wird auch als ‚Cigar of the Century‘ bezeichnet. Die Marke Cohiba ist bekannt als eine der besten kubanischen Zigarrenmarken und Fidel Castros Favorit. Die Cohiba Sublimes ist eine 2004 hergestellte Sonderausgabe von Zigarren mit einer unverwechselbaren Sublime-Form, einer großen Länge und einem Durchmesser von 54. Das Äußere hat einen schönen Mahagoni-Farbton und ein exquisites, handgefertigtes Finish. Die Gesamtstärke der Zigarre ist mittel bis voll, und der Vuelta Abajo-Tabak verleiht ihr ein hohes Geschmacksniveau. Die Noten sind Tabak, Kakao und Kaffee. Die Zigarren werden in einer schönen 25er Holzkiste mit elegantem Finish präsentiert.
Die Cohiba Sublimes Limited Edition 2004 VINTAGE ist eine der begehrtesten limitierten Auflagen der Marke Cohiba. Es ist eine seltene Sorte mit gleichbleibendem Geschmack und einem starken, unverwechselbaren Geschmack, der bis zum letzten Zug anhält. Die Cohiba sublimes Zigarren werden auf die einzigartige Art und Weise hergestellt, die für Cohiba charakteristisch ist. Sie werden mit einer Mischung aus den besten Tabaken der Region Vuelta Abajo handgerollt, die mindestens drei Jahre gereift sind. Sie haben eine satte dunkle Farbe und einen seidigen Glanz, der charakteristisch für die feinsten Cohiba-Zigarren ist. Die Cohiba-Zigarren zeichnen sich außerdem durch einen subtilen, raffinierten Geschmack aus, der gemischt und ausgewogen ist.
Diese kubanischen Zigarren tragen das Cohiba-Logoband und das charakteristische Sublime-Ringmaß von 54. Sie werden in der Double Robusto Sublimes-Form hergestellt, einer klassischen Cohiba-Zigarrenform, die zu ihrer unverwechselbaren Anziehungskraft und ihrem ästhetisch ansprechenden Erscheinungsbild beiträgt.
Was macht Cohiba Sublimes so besonders?
Diese Cohiba-Zigarren werden in limitierten Chargen hergestellt. Diese Zigarren eignen sich am besten für Zigarrenliebhaber oder Gelegenheitsraucher. Diese kubanischen Zigarren bieten jedem Raucher ein reichhaltiges und geschmackvolles Raucherlebnis.
Da diese Zigarre sehr begehrt ist, ist sie nur schwer zu bekommen.
Rocky Patel Quarter Century Robusto
Die Zigarre zum 25. Jubiläum des Masterblenders Rekesh „Rocky“ Patel gehört zu den besten Zigarren der Firma Rocky Patel Premium Cigars. Sie ist in drei Formaten erhältlich, aber die Robusto ist mein Liebling.
Wie alle Tabake aus dem Hause Rocky Patel haben die Tabake dieser Zigarre eine Reifezeit von mindestens 10 Jahren durchlaufen. Dann werden sie von den erfahrensten Rollern in der nicaraguanischen Manufaktur Tabacalera Villa Cuba zu diesen köstlichen Zigarren gerollt. Die mittelkräftige Premiumlongfiller setzt sich aus einem dunkelbraunen, ölig schimmernden San Andrés Deckblatt aus Mexiko, einem Umblatt und handverlesenen Einlagetabaken aus Nicaragua zusammen. Von Rauchbeginn an zeigt sich die Robusto sehr cremig. Sie offeriert ihrem Genießer nahezu perfekt ausgewogene Zedernholz- und Nussaromen, die in spannendem Wechselspiel von schokoladiger sowie fruchtiger Süße begleitet werden. Im weiteren Verlauf kommen besonders schmackhafte Würznoten dazu, die sich wunderbar in die gesamte Aromakomposition einfügen. Ein leckeres Rauchvergnügen, an dem man etwa für 60 Minuten seine helle Freude hat, ungetrübt von jeglichen Zug- oder Abbrandschwierigkeiten.
Davidoff Nicaragua boxpressed Toro
Die Davidoff Nicaragua boxpressed Toro ist eine Puro, deren Tabake allesamt aus nicaraguanischem Anbau stammen und für einen kräftigen, aromavollen Genuss sorgen. Das rotbraune Deckblatt der Davidoff Nicaragua Boxpressed Toro weist einen verlockend öligen Glanz auf. Darunter befindet sich ein Jalapa Umblatt und eine raffinierte Einlage verschiedener Tabake aus den nicaraguanischen Regionen Condega, Estelí und Ometepe. Mit reichlich Pfeffer zu Beginn regt die meisterhaft verarbeitete Premium Longfiller zunächst den Gaumen an. Nach wenigen Zügen wird der Pfeffer deutlich von einer schokoladigen Note verdrängt, die sich im Wechsel mal süß, mal zartbitter untermalt zeigt. Flankiert von Zedernholz-, Erd- und Kaffeearomen entsteht ein wunderbar stimmiger Gesamtgeschmack. Der sehr cremige Rauch, den die kräftige Boxpressed Toro verströmt, tut sein Übriges dazu, diesen Smoke zu einem besonders eindringlichen Genusserlebnis zu machen.
Sie wurde von einigen Fachzeitschriften als eine der besten Zigarren ihres Jahrgangs prämiert.
Romeo y Julieta Gran Reserva Wide Churchill Cosecha 2009
Die exklusive Gran Reserva Romeo y Julieta Wide Churchill Cosecha 2009 basiert auf Vintage-Tabak aus dem Erntejahr 2009, der extra lange reifen durfte. Nur ausgesuchte Torcedores mit wirklich viel Erfahrung, Fachwissen und Fingerspitzengefühl werden an die manuelle Fertigung herangelassen. Die Wide Churchill Cosecha hat ein Ringmaß von 55 (21,8 mm) und ist damit wirklich voluminös. Ihre geringe Länge von 13 cm erinnert an eine Robusto.
Die Gran Reserva Romeo y Julieta Wide Churchill Cosecha 2009 setzt dank des gereiften, fermentierten Jahrgangs-Tabaks auf einen unwiderstehlichen Mix aus Harmonie und Komplexität. Erdige, herbsüße und holzige Töne gesellen sich zu einer mittelkräftigen Würze. Das wuchtige 55er-Ringmaß gewährleistet viel cremigen Rauch.
Leider ist sie nicht nur teuer, sondern auch sehr beliebt. Wer eine ergattern kann (oder gar eine ganze Kiste á 15) sollte sofort zugreifen.